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Brenner-Transit: Zugang zur Bahn für Verlader

Der Brenner-Korridor ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Europas für den Güterverkehr. Dabei wächst der Güterverkehr stetig und ist der Straßengüterverkehr insbesondere für hohe CO2-Emissionen verantwortlich. Vor diesem Hintergrund sind die ambitionierten Klimaschutzziele nur mit einer stärkeren Verlagerung von Transporten von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene zu erreichen. Dazu muss der Schienengüterverkehr gestärkt und für eine durchgängige intermodale Vernetzung gesorgt werden. Wichtig sind hier eine bedarfsgerechte Schieneninfrastruktur inklusive Umschlagterminals und ein attraktives Angebot im Kombinierten Verkehr.

Die praxisorientierten Brenner-Corridor (BRECO)-Projekten, die Bayern seit dem 2. Brenner-Gipfel verfolgt, haben wichtige und konkrete Vorarbeit geleistet, um die Kapazitäten des Brenner-Basistunnels mit seiner Inbetriebnahme optimal nutzen zu können. Aber schon heute ist es wichtig, Züge und maximale Zuglängen und damit knappe Trassen optimal auszunutzen, das Qualitätsmanagement und die Datengrundlagen zu verbessern und damit die Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs zu erhöhen. Eingebunden waren Wirtschaftsverbände, Eisenbahnverkehrsunternehmen und Netzbetreiber. Letztlich sind es aber die Verlader, die entscheiden, mit welchem Verkehrsträger die Waren transportiert werden. Für den nicht einfachen Zugang zur Schiene muss der Verlader mit den notwendigen Voraussetzungen der Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene vertraut gemacht und seine Anforderungen müssen berücksichtigt werden. Nur dann kann auch er seine Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Transportabwicklung, auch mit Blick auf die Klimabilanz der Transportkette, besser ausschöpfen.

Das Projekt „Klimafreundlicher Brennertransit“

Hier setzt das Projekt „Klimafreundlicher Brennertransit“ der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (vbw) an, das vom Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr gefördert und von der LKZ Prien GmbH durchgeführt wird. Ziel ist, aufzuzeigen, wie der Güterverkehr über den Brenner auch auf der bestehenden Infrastruktur effizienter und zugleich umweltverträglicher abgewickelt werden kann. Dazu dienen nicht nur Erklärfilme für den Einstieg in den Schienengüterverkehr. Im intensiven Dialog mit verladenden Industrie- und Handelsunternehmen sowie Unternehmen der Transportbranche wurden konstruktive Lösungen zur Bewältigung des Brenner-Transits gesucht.

Erste Handlungsempfehlungen

Eine im Rahmen des Projektes durchgeführte Umfrage ergab, dass verladende Unternehmen aus Bayern, Tirol und Südtirol wegen der längeren Transportzeiten, teils unpünktlichen Güterzügen und hohen Kosten im Kombinierten Verkehr häufig auf die Verlagerung auf die Schiene verzichten und auf der Straße Blockabfertigungen, Staus und ein allgemein hohes Verkehrsaufkommen in Kauf nehmen. Zur Verbesserung der Situation und zur klimafreundlichen Gestaltung des Brenner-Transits durch verstärkte Teilnahme am Schienengüterverkehr wird vorgeschlagen:

  1. Transparente Kommunikation und Vernetzung aller Beteiligten
  2. Zusammenspiel aller Komponenten entlang der Lieferkette insbesondere technische, organisatorische und betriebliche Rahmenbedingungen zur Optimierung der Bahnbetriebsabläufe entlang des Brenner-Korridors sowie infrastrukturelle, politische und rechtliche Rahmenbedingungen
  3. Gemeinsame und proaktive Gestaltung des gesamten Logistik- und Transportprozesses durch alle Beteiligten, einschließlich der vor- und nachlaufenden Transporte, d.h. der ersten und letzten Meile
  4. Bereitstellung einer leistungsfähigen und digitalen Schieneninfrastruktur sowie ausreichender Terminalkapazitäten durch den Bund zur nachhaltigen und zukunftsgerechten Gestaltung des Güterverkehrs über den Brenner

Verbesserung von Kooperation, fachlichem Austausch sowie Aus- und Weiterbildung

Als weitere konkrete Handlungsempfehlungen wünschen sich verladende Industrie- und Handelsunternehmen mehr Kooperation und fachlichen Austausch zwischen allen Akteuren inklusive aktiver Beteiligung der zuständigen Ministerien und Verwaltungen auf Bundes- und Landesebene sowie eine verbesserte Aus- und Weiterbildung:

  1. Entwicklung neuer, nachhaltiger Geschäftsmodelle und Kooperationen vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen zur Transportbündelung, Reduzierung von Leerfahrten und CO2-Reduzierungen, wenn sich diese Mengen dann auf die Schiene verlagern lassen
  2. Transparenter fachlicher Austausch aller Beteiligten auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene unter neutraler Moderation zur Erreichung von erhöhter Akzeptanz und schnelleren praktikablen Lösungen
  3. Verbesserte Aus- und Weiterbildung von Arbeits-, Fach- und Führungskräften im Schienengüterverkehr zur Gestaltung nachhaltiger Lieferketten durch fachlich zugeschnittenes Schulungsangebot

Zentrale, transparente und länderübergreifende Informationsplattform

70 Prozent der befragten Unternehmen wünschen sich generell mehr verlässliche, transparente und übersichtliche Informationen zum Schienengüterverkehr:

  1. Zentrale digitale Informationsplattform über den Schienengüterverkehr mit relevanten Daten und Dokumenten z.B. transparente Transportkosten im Vor-, Haupt- und Nachlauf, Ansprechpartner*innen und weiterführende Verlinkungen zu existierenden Plattformen zur Verbesserung der Transparenz im Schienengüterverkehr und Verminderung vorhandener Einstiegsbarrieren für Unternehmen
  2. Einführung eines länderübergreifenden Echtzeit-Informations-Monitoring-Systems der Bahnen auf Initiative des Bundes im Zusammenspiel mit den entsprechenden europäischen Partnern zur Erhöhung von Qualität, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sowie Planbarkeit im Schienengüterverkehr durch Identifizierung von grenzüberschreitenden Schwachstellen und Lösungsansätzen zu ihrer Beseitigung über bilaterale digitale Schnittstellenverbindungen zwischen den Beteiligten

Höhere Fördermittelbereitstellung

Bereits kleine Verbesserungen und Optimierungsansätze können zu großen Veränderungen im Schienengüterverkehr führen. Hierzu bedarf es politischer Hilfestellungen durch eine höhere Fördermittelbereitstellung auf Landes- und Bundesebene:

  1. Stärkere Förderung von Projekten und Investitionsvorhaben privatwirtschaftlicher Unternehmen für den Kombinierten Verkehr zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen einzelnen Akteuren entlang der Lieferkette und Erhöhung der Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs
  2. Stärkere Förderung insbesondere von Digitalisierungsmaßnahmen entlang der Lieferkette, vor allem an Schnittstellen zwischen den einzelnen Akteuren, für einen nachhaltigen, klimafreundlichen und resilienten Güterverkehr

Balance zwischen Mobilitätsbedarf und Umweltschutz

An der Bewältigung des Brenner-Transits durch eine stärkere Verlagerung von Transporten von der Straße auf die umweltfreundlichere Schiene müssen alle Beteiligten gemeinsam arbeiten. Erforderlich sind ein schnellerer Ausbau der Schieneninfrastruktur inklusive Terminalkapazitäten sowie Digitalisierungsmaßnahmen. Zugleich muss für eine Verbesserung von Qualität, Leistung und Kostenstrukturen gesorgt und transparentere Informationsmöglichkeiten geschaffen werden.

Dabei geht es nicht nur um die Aufrechterhaltung des Wirtschaftsverkehrs und die Schaffung erträglicher Arbeitsbedingungen für die Lkw-Fahrer*innen, sondern vielmehr auch um den Schutz des sensiblen Alpenraumes und der Anwohner*innen des gesamten Korridors zwischen München und Verona.

Veröffentlichung der Projektergebnisse und -inhalte

Studie Klimafreundlicher Brennertransit

Veröffentlichte Erklärfilme

Weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier

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